Buchrezension #233 Du wolltest es doch von Louise O'Neill
Carlsen
erschienen am 25. Juli 2018
368 Seiten
Preis:
gebunden € 18,00, Ebook € 12,99
Klappentext:
Nein, richtig sympathisch ist Emma nicht. Sie steht gern im Mittelpunkt,
die Jungs reißen sich um sie und Emma genießt es. Bis sie nach einer Party
zerschlagen und mit zerrissenem Kleid vor ihrem Haus aufwacht. Klar, sie ist
auf der Party mit Paul ins Schlafzimmer gegangen. Hat Pillen eingeworfen. Die
anderen Jungs kamen hinterher. Aber dann? Sie erinnert sich nicht, aber die
gesamte Schule weiß es. Sie haben die Fotos gesehen. Ist Emma wirklich selber
schuld? Was hat sie erwartet – Emma, die Schlampe in dem ultrakurzen Kleid?
Ein aufwühlendes, vielfach preisgekröntes Buch.
Meine Meinung:
Louise O'Neill greift in ihrem Jugendbuch ein Tabu-Thema auf. Die weibliche
Hauptfigur Emma wird am Sonntag von ihren Eltern vor deren Haus gefunden. Sie
kann sich an nichts mehr erinnern und hat einen fürchterlichen Kater. Erst als
sie Fotos von ihr in dieser Nacht auf Facebook entdeckt, ahnt sie, was passiert
ist.
Emma war mir anfangs sehr unsympathisch. Sie ist egoistisch und eingebildet.
Die 18-jährige will immer im Mittelpunkt stehen. Sie ist schön und sexy. Die
Männer stehen alle auf sie. Dieser Tatsache ist sie sich sehr wohl bewusst und
kostet das auch voll aus.
Ich muss die ganze Zeit lächeln und nett sein und so tun, als würde ich mich für die Probleme der anderen interessieren, weil sonst alle sagen würden, dass ich eine eingebildete Zicke bin.
Position 125
Nach dieser Nacht ist aber nichts mehr, wie es vorher war. Der Leser begleitet
Emma, aus deren Sicht die Geschichte in der ersten Person erzählt wird. Emma
schildert, was passiert, und der Leser kann auch sehr gut in ihre Gedankenwelt
eintauchen.
Ich breche nicht zusammen. Ich werde an den Säumen auseinandergerissen und mein Innerstes wird herausgezerrt, bis ich leer bin.
Position 2621
Louise O'Neill erzählt Emmas Geschichte sehr aufwühlend und emotional. Ich war
immer wieder neugierig, wie es weitergeht.
An den Schreibstil musste ich mich anfangs erst gewöhnen. Ich habe mir am
Anfang wirklich schwer getan. Es sind viele sehr kurze und abgehackte Sätze.
Das passt aber sehr gut zum inneren Monolog von Emma. Sie breitet ihre Gedanken
vor dem Leser aus.
Es hat für mich sehr lange gedauert, bis die Handlung endlich ins Rollen
kam. Der Leser lernt zuerst ziemlich ausführlich Emma, ihre Freunde und ihr
Leben kennen.
Am Anfang fand ich Emma zutiefst unsympathisch. Ich konnte ein Mädchen, das nur
an sich denkt und alle belügt, nicht sympathisch finden. Was ihr passiert, hat
aber auch Emma nicht verdient. Irgendwann hatte ich dann Mitleid mit ihr.
Interessant fand ich, wie die Familie von Emma mit den Geschehnissen
umgeht.
Louise O'Neill schildert die Geschichte realistisch und glaubwürdig.
Im Nachwort weisen die Autorin und die Journalistin Daniela Chmelik nochmals darauf
hin, wie ernst das Thema ist und dass es nicht die Schuld des Opfers ist. Die
Autorin berichtet von der persönlichen Erfahrung einer Freundin und, dass sie
für das Buch mit vielen Opfern gesprochen hat.
Du wolltest es doch gehört zu den Büchern, die mich länger nicht mehr
loslassen. Darüber werde ich noch ein bisschen nachdenken.
Fazit:
Großartig umgesetztes Tabu-Thema! Emotional und aufwühlend!
Ich gebe 5 von 5 Sternen.
Hallo Barbara
AntwortenLöschenDas Buch habe ich vor einiger Zeit auch gelesen und es hat einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen. Schön, dass es dich auch so mitgenommen hat, denn ich denke es ist wichtig, dass das Thema Victim Shaming nicht totgeschwiegen sondern offen und kritisch hinterfragt wird. Das ist der Autorin in diesem Buch meiner Meinung nach sehr gut gelungen. Gerade den Umstand, dass man Emma am Anfang eigentlich eher unsympathisch findet, fand ich für die Geschichte sehr wichtig - denn Victim Shaming darf bei keinem Menschen passieren, egal ob man ihn mag, oder nicht. Von daher fand ich diesen Aspekt sehr gut gewählt von der Autorin.
Liebe Grüsse
paperlove
Hallo Paperlove,
Löschenja, dieses Buch bleibt wirklich länger in Erinnerung. Die Autorin hat das Thema auch sehr gut umgesetzt.
Schön, dass es dir auch gefallen hat!
Danke fürs Vorbeischauen!
Alles Liebe
Barbara